Dieser größte Heilige der russischen Kirche im 20. Jahrhundert verkörperte in leuchtender Demut die kraftvolle Güte, wie sie die geistige Gestalt eines Bischofs ausstrahlen soll seit den Tagen des hl. Apostels Jakobus, des „Herrenbruders“ (der wegen seiner Gesetzestreue sogar von den Juden als „Gerechter“ geachtet wurde, aber den vom Heidentum kommenden Christen keine über die moralischen Grundregeln hinaus gehenden Lasten auferlegen wollte; vgl. Apg 15) und des hl. Bischofs Nikolaus von Myra, der ebenfalls vorbildhaft Glaubensstrenge mit Großherzigkeit verband. Strenge gegen sich selbst ist erlaubt (wenn auch nicht verlangt), aber einen Wert gewinnt sie nur, wenn als ihre Frucht die Milde und Barmherzigkeit anderen Menschen gegenüber sichtbar wird. Beim hl. Johannes ging die strenge Askese – Schlafentzug, keine Rücksicht auf seine Kleidung (zum Tragen von Schuhen musste er „gezwungen“ werden); ständige Fastengesinnung – soweit, dass die englische Biografie Züge eines „fool-for-Christ“ (Narren in Christo) wiedererkennt. Seine liebevolle Sorge für Arme und Waisenkinder verwirklicht die vorbehaltlose Liebe zum Nächsten, wie der Herr Selbst die ganze Offenbarung am Sinai als den Sinn der Gebote zusammenfasst (vgl. Num 19,18).
Geboren 1896 in der Provinz Charkau, fiel Johannes Maximovitsch von Kindheit an auf durch seine ernste Frömmigkeit und Gottesliebe. Sein geistlicher Vater wurde der spätere Ersthierarch der Auslandskirche, Metropolit Antonij (Chaprovitzkij), der ihn in Belgrad 1926 zum Mönch, Diakon und Priester und 1934 zum Bischof von Shanghai weihte. Als kleiner, schwacher Mann, geschlagen mit einem Sprachfehler, wirkte „er fast wie ein Kind“ (Metr. Antonij) und bemühte sich doch mit großer Energie persönlich um die Seelsorge für Kranke, Gefangene und Waisen.
1949 flüchtete er mit tausenden Gläubigen über die Philippinen nach Westeuropa (seit 1951 in Paris und Brüssel) „Wie Mose befreite er seine Herde von der Unterdrückung und geleitete sie vom kommunistischen China zur Freien Welt.“ Und „wie den ersten Aposteln wurde ihm von Gott die Kraft zur Heilung der verwundeten Seelen und kranken Leiber geschenkt.“ (Blessed John, Umschlag) Aus seinem tiefen immerwährenden Gebet speiste er die Fähigkeit, wie die Starzen in den Herzen und Gedanken der Menschen zu lesen und ihnen Wegweisung zu geben.
Mit missionarischen Eifer waren ihm große Anliegen die Pflege der Landessprache im Gottesdienst (er zelebrierte u.a. griechisch, chinesisch, niederländisch, französisch und englisch) und die Verehrung der einheimischen Heiligen der ungeteilten Kirche, so auch des hl. Ansgar von Hamburg und Bremen, des Apostels des Nordens.(Blessed John, S.99)
Seine letzte Wirkungsstätte war ab 1961 San Francisco, wo er mit großer Eindringlichkeit seinen lebenslangen Grundsätzen der Strenge gegen sich selbst und der Liebe zu den Menschen treu blieb, auch angesichts von Verleumdungen (z.B. der angeblichen Veruntreuung von Gemeindevermögen), und am 19.6.1966 in Gegenwart der wundertätigen Ikone der Gottesmutter von Kursk entschlief.
Die große Zuneigung der Glaübigen und die zahlreichen Heilungswunder schon zu Lebzeiten und über den Tod hinaus wurden 1994 mit der Verherrlichung des hl. Johannes durch die Russische Auslandskirche beglaubigt Die Erhebung der Reliquien 1993 hatte bezeugt, dass Gott sie als Zeichen Seiner besonderen Gnade vor der Verwesung bewahrt hat. Seither ruhen sie in einem Schrein in der Kathedrale von San Francisco.
Auch in seiner russischen Heimat breitet sich die Verehrung dieses Wundertäters, der so viele gegensätzlichen Formen der Heiligkeit durch sein Leben verwirklicht hat, aus - „the glory of the first apostels as seen in modern times“.
Tropar (8. Ton):
„Dein Einsatz für die wandernde Herde Christi
ist ein Bild der unablässigen Gebete,
die du darbringst für die ganze Welt;
so glauben wir, weil wir deine Liebe kennen,
heiliger Hierarch und Wundertäter Johannes!“