"Das Pas'cha (Ostern) ist nur Christus selbst, Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt, auf dem Altar im unblutigen Opfer (Heilige Liturgie) im allerreinsten Sakrament Seines verehrungswürdigen Leibes und lebensspendenden Blutes vom Priester, Gott dem Vater, dargebracht."
1. Artos.
Zu den alten heiligen Kirchenhandlungen, Gebräuchen und Gepflogenheiten zum heiligen Osterfest in der orthodoxen Kirche gehört die Verwendung des Artos. Artos bedeutet, aus dem Griechischen wörtlich übersetzt, Brot (artos, ungesäuertes Hefebrot). Der Artos hat die Form einer großen Prosphora, auf deren Oberseite ein Kreuz oder der auferstandene Erlöser selbst abgebildet ist als Zeichen des Sieges Christi über den Tod. Die symbolische Bedeutung des Artos eröffnet sich uns klar aus den Gebeten, die für seine Segnung und seine Zerteilung vorgeschrieben sind. Der Artos versinnbildlicht das Brot des ewigen Lebens, das vom Himmel kam, unseren Herrn Jesus Christus, der uns durch Seine Auferstehung am dritten Tage gespeist hat mit der geistlichen Speise. Aus der Heiligen Schrift ist uns bekannt, dass das Brot im Leben der Kirche eine besondere liturgische Bedeutung hat, die Ihre Kulmination in der Heiligen Eucharistie erreicht.
Die Apostel aßen Brot gemeinsam mit dem Herrn während Seines Erdenlebens und aßen Brot auch nach Seiner Auferstehung von den Toten (Apostelgeschichte 10, 41). Wie die Heilige Überlieferung berichtet, pflegten die Apostel nach der Himmelfahrt des Herrn zur Erinnerung daran, dass Er ständig unter Ihnen weilt (Mat. 28, 20), an ihrem Tische den Platz in der Mitte freizuhalten und vor Ihn ein Stück Brot zu legen. Am Ende der Mahlzeit hoben sie unter Dankgebeten dieses Stück Brot hoch und riefen: "Christus ist auferstanden!" Diesen Brauch erhielten sie und gaben Ihn an ihre Jünger weiter. Die Kirchväter der folgenden Jahrhunderte ordneten ihn, damit er erhalten bliebe, dem Feste der Auferstehung Christi zu. "Wie bei den Aposteln ein Stück Brot für den Erlöser bestimmt war zum Gedenken des auferstandenen Christus, so erinnert in unserer gegenwärtigen Kirche der Artos, der zum Osterfest In der Kirche vor die Augen der Gläubigen gelegt wird, an die unsichtbare Anwesenheit des auferstandenen Christus unter ihnen."
Der Artos wird am ersten Ostertag nach dem Gebet unter dem Ambo am Ende der Liturgie geweiht und liegt zusammen mit der Ikone des Auferstandenen während der Lichten Woche nach dem Osterfest auf einem Tisch neben der Königspforte und wird bei Kreuzumzügen um die Kirche getragen. Am Sonnabend der Lichten Woche zerschneidet man am Ende der Liturgie den Artos unter dafür bestimmten Gebeten und verteilt ihn an die Gläubigen. Im Gebet zur Weihe des Artos, das wir im Trebnik finden, bittet der Priester, den göttlichen Segen auf den Artos erflehend, den Herrn, alle Sorgen zu lindern, die Krankheiten zu heilen und allen, die von diesem Brot essen, Gesundheit zu geben.
2. Kulitsch und Pas'cha.
Im Volke lebt seit alter Zeit der Brauch, dem Artos entsprechend zum Ostertage ein kugelähnliches Brot, den Kulitsch, zu backen. Außer dem Kulitsch finden wir noch andere österliche Speisen auf den Tischen der Gläubigen, die Pas'cha, eine Speise aus Quark. Ei, Sahne und Zucker bereitet, und rotgefärbte Ostereier. Kulitsch, Pas'cha und die gefärbten Eier, bringt man am Ostersonntag nach der Liturgie oder am ersten Ostertage in die Kirche, und sie werden geweiht durch Besprengung mit heiligem Wasser bei Lesung des Gebetes, welches Quark und Ei segnet.
Für die Laien wird am Ostertage außerdem noch Fleisch in die Kirche zum Weihen gebracht. Im Trebnik finden wir das Gebet, in welchem am Heiligen und Lichten Ostersonntage der Genuss von Fleisch gesegnet wird. Als von der Kirche geweihte Speisen, haben Kulitsch, Pas'cha, die Ostereier und das Fleisch zwar eine besonderem jedoch keine eucharistische Bedeutung. Darüber lehrt uns die Kirchenvorschrift folgendermaßen: "Sei darauf hingewiesen, dass das, was du darbringst an Fleisch, Quark und Ei kein PAS'CHA ist und auch kein Lamm, wofür es einige halten und es mit höcl1ster Ehrfurcht als etwas Heiliges verzehren, sondern nur einfache Darbringung. Wie es nicht die Bedeutung eines Gott selbst dargebrachten Opfers hat, ist es nur der Anfang des Fleisch- und Milchspeiseessens nach dem Fasten. Das Pas'cha (Ostern) ist nur Christus selbst, Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt, auf dem Altar im unblutigen Opfer im allerreinsten Sakrament Seines verehrungswürdigen Leibes und lebensspendenden Blutes vom Priester, Gott dem Vater, dargebracht. Und die daran würdig teilnehmen, essen das wahre PAS'CHA. Deshalb sollen die dargebrachten Gaben, die nicht das wahre PAS'CHA sind, nicht in Altar oder Kirche getragen werden, auch nicht in Kirche oder Vorhalle geweiht werden, nach der dritten Regel der hll. Apostel und der 99sten Regel des Konzils von Trulla (Regelbuch, Vollzug am Ostertage nach der Liturgie; Nach S. Bulgakow, "Handbuch für den Kirchlichen Dienst").