Barbara war vielleicht Märtyrerin unter Kaiser Gaius Galerius Valerius Maximinus, genannt Daja. Sie ist aber eine historisch eher unwahrscheinliche Figur, dennoch eine der bekanntesten christlichen Heiligen.

Ausführlich berichten die Legenden von Barbaras Schönheit und ihrem scharfen Verstand. Eines Tages habe sie ihre Eltern gefragt, ob die Götter Menschen gewesen seien und warum man diese und nicht eine unsterbliche Gottheit anbete. Sie richtete in einem Brief ihre Fragen an Origines, der ihr als der gelehrteste Weise von Alexandria genannt war. Durch den Priester Valentinus schickte er ihr die Antwort. Barbara bezeichnete den Besucher als Arzt, damit ihr Vater den Besuch zuließ; Valentinus belehrte und taufte sie.

Nach anderen Fassungen der Legende wurde Barbara von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia - dem heutigen Ízmit in der Türkei -, in einen Turm geschlossen, weil er auf seine bildschöne und verführerisch junge Tochter eifersüchtig war und sie am Heiraten hindern wollte. Während der Vater auf Reisen war, ließ Barbara sich taufen: vom Heiligen Geist erleuchtet, sei sie in ein heidnisches Opferbecken gestiegen und habe die Taufe durch Johannes den Täufer, der ihr erschien, erhalten.

Noch anders wird erzählt und teilweise dargestellt, dass Barbara den Vater um den Bau eines Bades gebeten habe. Nachdem sie nicht die vom Vater angeordneten zwei Fenster, sondern drei als Zeichen der Dreieinigkeit habe anbringen lassen, ein Kreuz mit der Hand in den noch feuchten Putz gedrückt und ein kostbares Kreuz auf den Sockel eines gestürzten Götterbildes gestellt habe, empfing sie im Bad ihres luxuriös eingerichteten Turmes die Taufe. Als ihr Vater von einer Reise zurückkehrte, stellte er sie - empört über den veränderten Bau - zur Rede; sie offenbarte sich ihm nun als Christin. Der Vater wollte sie deswegen erschlagen lassen, aber auf wunderbare Weise fand sie einen Weg aus dem Turm, floh und fand Unterschlupf bei einem Hirten. Der verriet den nach Barbara suchenden Häschern ihren Aufenthaltsort in einer Höhle und wurde dafür zur Strafe von Gott in einen Mistkäfer verwandelt - nach anderer Überlieferung wurde er zu Stein und seine Schafe zu Heuschrecken.

Barbara wurde von ihrem Vater dem römischen Statthalter Marcianus ausgeliefert, doch auch ihm gelang es nicht, sie zur Entsagung ihres Glaubens zu bewegen, obwohl er sie geißeln ließ; Barbara sprach von den Geißeln "als ob es Pfauenfedern gewesen seien"; nachts erschien ihr dann Christus im Gefängnis, um ihre Wunden zu heilen. Der erbitterte Statthalter ließ Barbara mit Keulen schlagen, ihr die Brüste abschneiden, sie mit Fackeln brennen. Dann wurde sie vor Gericht gestellt und verurteilt, sich nackt auf dem Markt den Blicken der Leute preiszugeben; auf ihr Gebet hin wurde sie aber mit Wolken und Nebel bedeckt. Daraufhin sollte sie enthauptet werden; der rachsüchtige Vater selbst hat das Urteil vollstreckt, gleich darauf traf ihn ein Blitzschlag und er verbrannte.

Die Barbara-Legende entstand wohl im 7. Jahrhundert im byzantinischen Raum. Das wohl nach 520 aus alten Quellen entstandene, etwa 6000 Namen umfassende Märtyrerverzeichnis des Hieronymus kannte Barbara noch nicht. Auch im in einer Handschrift des Jahres 411/12 erhaltenen "Martyrologium Syriacum", dem Verzeichnis der Märtyrer des Orients fehlt sie, ebenso im Martyrologium von Beda aus dem Anfang des 8. Jahrhunderts. Das etwa gleichaltrige "Martyrologium Romanum parvum oder vetus" berichtet über Barbara, erst Simeon Metaphrastes bietet in seiner Legendensammlung erstmals die abgeschlossene Barbaralegende. Auch ein Pfeilerfresko von 705/706 in der Kirche S. Maria Antiqua in Rom stellt Barbara dar.

Reliquien kamen angeblich um 1000 nach Venedig und von dort auf die Insel Torcello, eine Beinreliquie auch nach Vodnjan in Kroatien. Als Patronin und Grubenname im Bergbau taucht Barbara in Sachsen, Schlesien und Böhmen sowie Tirol seit dem frühen 14. Jahrhundert auf; die weitere Verehrung im Alpenraum stammt aus dem 17. / 18 Jahrhundert.

Aufgrund des Blitzschlag gegen ihren Vater wurde Barbara mit dem Blitz in Verbindung gebracht, bei Stürmen werden Gebete an sie gerichtet. Aus demselben Grund ist sie die Schutzheilige der Artillerie. Ihr Bildnis wurde früher häufig auf Waffenlagern und Pulvermagazinen aufgestellt; der Pulverlagerraum eines französischen Kriegsschiffes wird noch heute als Sainte-Barbe bezeichnet. Als Vaterstadt wird auch Catania auf Sizilien genannt; auch Barbara soll - wie Agatha - einen Ätna-Ausbruch von der Stadt abgewendet haben; sie wird deshalb auch dort besonders verehrt.

Als eine der 14 Nothelfer wird Barbara besonders zum Schutz vor jähem Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen, ihr Gebet um Sündenvergebung für alle Christen sei ihr durch eine Stimme vom Himmel bestätigt worden. In Deutschland ist sie eines der drei Heiligen Madl'n oder - auch zusammen mit Dorothea - der "Virgines capitales", der "vorzüglichen Jungfrauen".

Zahlreiche Volksbräuche zeigen ihre Beliebtheit: Zweige werden an ihrem Gedenktag als "Barbarazweige" von Apfel- oder Kirschbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt; blühen sie am Weihnachtsfest, dann wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet. Dieses Brauchtum soll auf Barbaras Gefangenschaft zurückgehen: sie habe einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt; in den letzten Tagen ihres Lebens, schon im Bewusstsein ihres Todesurteils, fand sie Trost darin, dass der Zweig in ihrer Zelle blühte. und Barbara sagte: "Du schienst tot, aber bist aufgeblüht zu schönem Leben. So wird auch es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu neuen, ewigen Lebens aufblühen."

Tatsächlich sind die Zweige ein alter Orakelbrauch: wenn man vor Wintereinbruch das Vieh von den Weiden in die Stallungen trieb, nahm man solche Zweige von den Bäumen mit, zu Weihnachten schloss man aus der Anzahl der Blüten auf die Fruchtbarkeit des darauffolgenden Jahres. Allgemein verheißen Blüten Glück, der trockene Zweig hingegen Unglück. Wenn Frauen den Namen ihres Angebeteten in einen Zweig ritzen, bedeutet das Erblühen, dass der Mann auch sie liebt oder dass im folgenden Jahr eine Hochzeit ansteht. In Wien und Niederösterreich wird gleich ein ganzer Familien-Strauß, in dem jeder Zweig mit einem Namen gekennzeichnet ist, genau beobachtet: Wessen Zweig als erster blüht, der wird der Glücklichste.

Symbolisch stehen die aufgeblühten Zweige für Christus, den "Spross aus der Wurzel Jesse": Wenn die Knospe die enge Hülle sprengt, erwacht der Gläubige durch die Geburt des Erlösers zu neuem Leben.

In Altbayern, Schwaben und im protestantischen Franken waren Babarazweige Vorläufer des Weihnachtsbaums; eine fränkische Chronik von 1795 berichtet: "Die Gewohnheit, am Barbaratage Bäume in die Stube zustellen, um solche am Weihnachtsabend, zur Freude der Kinder, als ein Christgeschenk, mit allerlei Zuckerwaren und anderem zu behängen, oder nach allgemeiner Sprache zu putzen, ist meines Wissens noch in ganz Franken gebräuchlich. Die gewöhnliche Art der Bäume zu diesem Gebrauche sind Weichsel und wilde Kirschbäume, auch jungen Tannen- und Fichtenbäume bei geringen Leuten, die sich solche selbst holen" - der Tannenbaum ist demnach also ein Arme-Leute-Baum! Im Allgäu hat sich "Bärbeletreiben" als Tradition entwickelt: am Barbaratag verkleiden sich junge, unverheiratete Frauen als alte Weiber und ziehen mit lauten Glocken und Reisig-Ruten durch die Dörfer, um das Schmutzige und Unanständige zu vertreiben.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Barbara-Tag vor allem im Rheinland zum Tag der Geschenke; am Vorabend stellten sie einen Schuh auf, der dann mit Schokolade, Gebäck, Äpfeln und anderen Naschereien gefüllt war. Mit diesem Geschenktag, der bis in die 1960er Jahre vor allem im Köln-Bonner Raum und am Niederrhein bekannt war, begann die weihnachtliche Geschenke-Zeit, die mit dem Nikolaus eine Steigerung und dem Heiligen Abend ihren Höhepunkt erreichte. In manchen Gegenden des Rheinlandes wurde Barbara auch zur Begleiterin des Nikolaus, beschert die Kinder und gilt deshalb als "Gabenbringerin".

Die Knappen im Bergwerk erhielten am Barbaratag das vor Unheil schützende "Barbaralicht". An Bergbauorten findet noch heute am Barbaratag oder dem Sonntag danach oft eine Parade der Bergleute in alten Trachten statt. Bei den meisten Geologischen Landesämtern und in Geologischen Instituten wird Anfang Dezember eine Barbarafeier abgehalten. Der Tag von Barbara war ab 1969 wie andere Gedenktage von rein legendarischen Gestalten nicht mehr im Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt, wurde aber 1972 wegen ihrer verbreiteten Verehrung in den Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet und 2001 wieder ins Martyrologium Romanum aufgenommen.




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